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Rose Warmer – Aus Liebe zu ihrem Volk ging sie freiwillig nach Auschwitz

Rose wurde 1909 in Ungarn als Jüdin einer wohlhabenden Familie geboren. Nach dem 1. Weltkrieg hatte sie viele Optionen zu Studieren und verschiedene Länder zu bereisen.
Seit ihrer frühen Kindheit war Rose rebellisch und glaubte nicht an die Existenz Gottes. Sie hatte auch nie einen Christen getroffen, der Zeugnis abgab.

Auf der Suche nach Glück und echtem Frieden

Rose steckte ihr Herzblut in die Kunst. Sie wurde klassische Tänzerin und später Bildhauerin. Als Wanderkünstlerin führte sie ein Leben in Wien und Budapest. Sie hoffte, Befriedigung und die Erfüllung ihrer tiefsten Sehnsüchte zu finden. Sie suchte nach echtem und dauerhaften Frieden und Glück in ihrem Leben.

In den 1930er Jahren war der Nationalsozialismus auf dem Vormarsch und der Antisemitismus wuchs von Tag zu Tag. Juden wurden gezwungen, den gelben Stern zu tragen. Sie wurden aus ihren Berufen geworfen und mussten als Reinigungskräfte und Müllsammler auf der Straße arbeiten.
Ihr Bruder wurde schließlich in ein Konzentrationslager deportiert. Auch wenn die Familie nur wenig darüber verstand, gab es viele schreckliche Gerüchte. Durch den zunehmenden Druck erlitt Roses Vater einen Herzinfarkt, infolgedessen er starb. Ihren geliebten Vater zu verlieren, war für Rose ein traumatisches Erlebnis.
Beeinflusst durch ihren Ehemann Louis, begab sich Rose auf die Suche nach Antworten über das Leben nach dem Tod. Sie widmete sich dem Spiritismus und wurde später Medium. In dieser Zeit machte sie schreckliche Erfahrungen. Statt des ersehnten Friedens wurde sie von bösen Geistern gequält. Zu allem Übel kam hinzu, dass ihr Ehemann sie ständig betrog und demütigte.
Sie kaufte ihre erste Bibel mit 25 Jahren. Obwohl sie nicht an Gott glaubte, erkannte sie, dass diese Praxis des Spiritismus für Gott ein Gräuel ist.

Der Wendepunkt und Neues Leben

Sie las intensiv in der Bibel, konnte aber das Meiste nicht verstehen und sehnte sich danach, mit jemanden über die Inhalte der Bibel sprechen zu können. So erfuhr sie von einer Kirche in Budapest, in der wöchentliche Bibelstunden stattfanden. Am 24. September 1939 hörte sie dort zum erstem Mal in ihrem Leben das Evangelium. Sie wurde von der Botschaft der erfüllten Prophezeiung über den Messias ergriffen. Nach der Veranstaltung stellte Rose dem Sprecher Mr. Miller, einem amerikanischen Missionar, viele Fragen. Er bot ihr an, dass sie sich regelmäßig mit ihm und seiner Frau zum Austausch treffen könne, was sie gerne annahm.
Sie las in der Bibel nach, um die Antworten zu überprüfen.
Als sie schließlich das Johannesevangelium las, war sie so ergriffen, dass sie ihr Leben Jesus anvertraute und ihn als ihren Herrn, Messias, Retter und Gott annahm.

Ergriffen von seiner Liebe, konnte sie nicht anders als hinaus zu gehen, um anderen Zeugnis zu geben. Gemeinsam mit den Millers engagierte sich Rose, um das Evangelium weiterzugeben.
Schließlich wurden die Millers, die jüdische Wurzeln besaßen, verhaftet. Ihre Geschwister beteten inständig für sie und schließlich wurden sie freigelassen und direkt aus dem Land in ihre Heimat USA evakuiert.
Auch Rose wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ins Gefängnis gesperrt. Obwohl sie an einem schrecklichen Ort war, konnte sie den Herrn preisen und empfing Gottes Frieden und seine Gegenwart.
Der Herr holte sie aus dem Gefängnis und gab ihr die Möglichkeit, zwei Jahre lang Zeugnis zu geben.

Die Liebe zu ihrem jüdischen Volk

Dann begann die schreckliche Zeit, als Hitler das Land im Mai 1944 besetzte und das jüdische Volk in die Vernichtungslager deportiert wurde. Sie konnte zunächst Unterschlupf finden, musste aber mitansehen, wie Freunde und Nachbarn, mit denen sie das Evangelium geteilt hatte, zusammengetrieben und abtransportiert wurden. In ihrem Herzen sehnte sie sich danach, mit ihrem Volk zu gehen. Sie suchte Gottes Angesicht und erkannte, dass es sein Plan war, dass sie mit ihrem Volk gehen soll, um sie zu trösten und Zeugnis über ihn abzugeben.

Budapest
Bundesarchiv, Bild 101I-680-8285A-05 / Faupel / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons – Festnahme von Juden in Budapest

So stellte sich Rose freiwillig den SS-Offizieren, wohl wissend, was auf sie wartete. Sie wurde in das Konzentrationslager Auschwitz und später mit rund 1050 Frauen und Mädchen in das Außenlager (des KZ Buchenwald) nach Gelsenkirchen-Horst gebracht. Sie fürchtete nicht den Tod, denn ihr war bewusst, dass nur ihr Körper getötet werden konnte, ihr Geist und ihre Seele aber würden die Ewigkeit beim Herrn verbringen.

Auschwitz-Birkenau
Selektion in Auschwitz-Birkenau
Jüdische Frauen
Jüdische Frauen in Birkenau

Eines Tages stand sie sogar schon in der Gaskammer, die sie zunächst für eine Dusche gehalten hatte. Ganz plötzlich wurde sie aber mit ein paar anderen aus den Duschen geführt. Erst jetzt begriff sie, dass sie der Selektion entkommen war. Später wurde sie ein zweites Mal für die Gaskammern ausgewählt. Doch auch dieses Mal wurde sie wieder aus dem Raum gebracht. Von innen hörte sie grausame Geräusche.
Rose wurde als eine von 2050 Menschen zur Arbeit in einer Fabrik an der Ruhr geschickt. Immer wieder hatte sie die Möglichkeit, von Gottes Liebe zu erzählen. Ein junges Mädchen namens Ruby bekannte sich zu Jesus und wurde von den anderen Frauen dafür gequält. Für die Frauen war Ruby eine Verräterin, die die Religion der Nazis angenommen hatte. Unter diesem enormen Druck wandte sich Ruby vom Herrn ab. Für Rose war das eine sehr schwere Enttäuschung.
Wieder entging sie einer Selektion und wurde nun in eine Fabrik nach Essen gebracht. Nachdem diese Fabrik von den Alliierten zerstört worden war, wurden die 550 Überlebenden des Lagers nach Bergen Belsen gebracht. Dort wurden die Frauen gezwungen, Leichen zu begraben. Auch in Roses Baracke starben viele Mitgefangene. Schließlich kam der Tag, der 15. April 1945, an dem das Lager von Britischen Soldaten befreit wurde. Zu dieser Zeit hatte Rose Typhus und befand sich in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung.

Bergen-Belsen
Bergen Belsen

Begleitet von Gottes Gegenwart und seinem Frieden konnte Rose diese schreckliche Zeit mit Misshandlungen und Demütigungen unter schlimmsten Bedingungen überstehen und Zeugnis über Gottes erlösende Liebe und Treue zu seinem Volk ablegen.

Neuanfang

Noch körperlich sehr geschwächt, durfte Rose bald in die Tschechoslowakei ausreisen. Durch den Besuch einer Kirche konnte ihre Schwester Felice und deren Familie ausfindig gemacht werden. Die Freude der Schwestern war groß. Allerdings musste Rose auch erfahren, dass ihre Mutter und zwei ihrer Brüder in den Lagern umgekommen waren.
Für eine Zeit erholte sich die geschwächte Rose bei ihrer Schwester. Der Herr führte sie bald in einen Dienst unter den Überlebenden des Holocausts. Inmitten ihrer Armut versorgte er sie mit allem, was sie brauchte. Sie bekam die Chance, viele Bibeln und Traktate zu verschicken. Als sie schließlich sogar eine eigene Wohnung erhielt, nahm Rose jeden auf, den der Herr ihr schickte, darunter viele jüdische Überlebende des Holocaust.

Geliebtes Israel

Nach der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei wurde die Verteilung von christlicher Literatur verboten. Viele Juden wanderten nach Israel aus. Rose spürte dieselbe Sehnsucht, die sie einst gespürt hatte, und wollte mit ihrem Volk gehen. Die Einreise erwies sich für – die als Missionarin bekannte – Rose als äußerst schwierig. Doch auch hier erlebte sie, dass Gott Türen öffnete. Sie konnte schließlich zunächst nach Kanada und in die USA reisen, wo sie ihren einzigen lebenden Bruder treffen konnte und auch wieder mit den Millers vereint wurde. Sie erfuhr, dass diese viel für sie gebetet hatten. Als es ihnen aussichtslos erschien und sie längst damit gerechnet hatten, dass Rose nicht mehr am Leben sei, wurden sie immer wieder vom Heiligen Geist gedrängt für ihre Schwester zu beten. Sie lernte in Kanada und den USA viele Geschwister kennen, die für sie gebetet hatten, bzw. es zukünftig taten. Es boten sich viele Möglichkeiten für sie zu predigen und Zeugnis von ihren Erlebnissen mit Gott zu geben.
Ihr Schwester Felice, die inzwischen mit ihrer Familie in Israel war, bat Rose in Briefen nicht in das Land einzureisen. Die Bedingungen waren sehr schwierig und gefährlich. Doch Rose, wusste, wo Gott sie haben wollte. Anfang August 1950 setzte sie zum ersten Mal ihre Füße auf israelischem Boden. Der Herr hatte ihr die Türen geöffnet. 36 Jahre lang lebte und diente sie Ihm. Nicht selten hatte sie mit Ablehnung zu kämpfen, wenn sie über die „Religion der Nazis“ sprach. Doch mutig und mit großer Hingabe verkündete sie das Wort Gottes und die frohe Botschaft des Evangeliums im ganzen Land und wurde dort zum Segen für Viele.
Die letzten neun Jahre ihres Lebens verbrachte Rose im Seniorenheim „Ebenezer Home“ in Haifa, bevor sie 1986 zu ihrem geliebten Herrn nach Hause ging.

Die bewegende Lebensgeschichte von Rose Warmer wird in der von Myrna Grant verfassten Biografie „Reise im Gegenwind“ geschildert.


Quellen:

remnant.net
jewishtestimonies.com
gelsenzentrum.de
ntmu.net
Biographie von Myrna Grant – „Reise im Gegenwind“